Beteiligte
Personen an der Pflegevisite
Patient
Wichtigster
Teilnehmer der Pflegevisite ist der Patient selbst, denn er steht im
Mittelpunkt des Geschehens. Die Pflegevisite dient vor allem der Steigerung des
Wohlbefindens und der Zufriedenheit des Kranken.
Die
Übergabe am Patientenbett ermöglicht einen Austausch zwischen Patient und
Pflegekräften. Der Patient wird vermehrt in den Pflegeprozess integriert. Durch
Einbezug des Kranken in die Patientenübergabe fühlt dieser sich wahrgenommen
und gewinnt Vertrauen.
Damit
der Kranke die Vorteile der Übergabe am Krankenbett nutzen kann, sollte er,
soweit sein gesundheitlicher Zustand dies erlaubt, aktiv teilnehmen. Durch eine
aktive Teilnahme des Kranken an der Pflegevisite wird ihm die Möglichkeit
gegeben, sein momentanes Befinden mitzuteilen und eventuelle Wünsche zu äußern.
Es ist ihm möglich, Fragen zu stellen, z. B. nach anstehenden Untersuchungen
oder dem weiteren Tagesablauf. Gleichzeitig erfährt der Patient auch, welche
Pflegekraft am Nachmittag für ihn zuständig. ist. Selbst wenn dem Patienten
eine aktive Teilnahme nicht möglich ist, vermittelt ihm der Besuch der
Pflegekräfte ein größeres Geborgenheitsgefühl.
Für den
Patienten ist die tägliche Arztvisite ein Höhepunkt des Tages. Die darauf
folgende Pflegevisite bedeutet für den Patienten einen
"Zusatznutzen". Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Einführung
der Pflegevisite für den Patienten einen Gewinn bringt.
Pflegekräfte
Die
Übergabe am Patientenbett erfolgt durch den Frühdienst an den Spätdienst.
Ab
November des Jahres 2003 auch vom Spätdienst auf den Nachtdienst. Die
Mitarbeiter aus dem Nachtdienst fühlten sich mit der Einführung der
Pflegevisite, deutlich informierter, als vorher!
Auf der
Station 7 des Marienkrankenhauses in Wickede-Wimbern wird in der
Funktionspflege gearbeitet. Bei dieser Pflegeform ist das gesamte
Pflegepersonal der Frühschicht für alle Patienten der Station zuständig.
Daher wäre eine Teilnahme aller examinierten Pflegekräfte des Frühdienstes an
der Übergabe sinnvoll. Dies ist jedoch aus organisatorischen Gründen nicht
möglich, da auch während der Pflegevisite der normale Stationsablauf
gewährleistet sein muss. Hierzu muss ein Außendienst eingerichtet werden,
welcher sich um Telefonate, Patientenschellen und weitere Arbeiten kümmern
kann. Die Pflegevisite kann dann weitgehend störungsfrei erfolgen.
Da im
Frühdienst oft nur zwei examinierte Pflegekräfte anwesend sind, kann nur eine
Pflegekraft an der Arztvisite teilnehmen. Die Anordnungen der ärztlichen Visite
sind ein wesentlicher Inhalt der Patientenübergabe, daher führt die
Pflegekraft, welche die Arztvisite begleitet hat, auch die Übergabe am
Patientenbett durch. Der Außendienst wird dann entsprechend durch die andere
Pflegekraft erledigt.
Die
Besetzung des Spätdienstes (meistens bestehend aus einer examinierten Kraft und
einem Schüler) nimmt komplett an der Pflegevisite teil, um für den
Nachmittagsdienst alle Informationen über den Patienten zu erhalten.
Krankenpflegeschüler
Die
Schüler nehmen so oft wie möglich an der Pflegevisite teil. Denn die Übergabe
ist aufgrund der vielen Informationen die hier zu den einzelnen Patienten
gegeben werden ein wichtiger Teil des Lernprozesses für den Schüler. Die
Teilnahme an der Pflegevisite ist jedoch nicht immer gewährleistet, da die Pflegekraft
im Außendienst oftmals auf die Hilfe des Schülers angewiesen ist.
Die
Entscheidung, ob ein Schüler an der Pflegevisite teilnehmen kann oder nicht,
ist somit davon abhängig, wie viel Arbeit im Außendienst anliegt. An
arbeitsreichen Tagen wird der Schüler kaum an der Pflegevisite teilnehmen
können, an ruhigen sollte ihm dies ermöglicht werden.
In
Ausnahmefällen kann der Außendienst auch von einem Schüler alleine übernommen
werden. Der Schüler darf jedoch mit dieser Aufgabe nicht überfordert sein. Dies
erfordert eine gute Einschätzung seiner Leistungsfähigkeit durch das
Pflegepersonal. Zudem ist zu sagen, dass Störungen der Pflegevisite
vorprogrammiert sind, da der Schüler viele Dinge häufig nicht allein
entscheiden kann, und somit die laufende Pflegevisite durch anstehende Fragen
unterbrechen muss.
Dem
Schüler sollte auch ermöglicht werden, die Übergabe am Patientenbett
eigenständig durchzuführen. Bei dieser Übung lernt er, welchen Inhalt eine
Übergabe haben sollte, er trainiert die richtige Kommunikation zwischen Patient
und Pflegekraft und gleichzeitig das freie Reden vor einer Gruppe.
Stationsleitung
Die
Sicherung der Pflegequalität gehört zum Aufgabenbereich der Führungspersonen in
der Pflege. Um diese Kernaufgabe erfüllen zu können, ist eine ständige
kritische Überwachung des Pflegegeschehens erforderlich. Die Pflegevisite ist
hierfür ein gutes Kontrollinstrument und daher eine Teilnahme der
Stationsleitung an dieser wichtig und empfehlenswert. Es ist ihr hierbei
täglich möglich, die Fachkompetenz ihrer Mitarbeiter zu beobachten und zu
überprüfen.
Der
Kontrollaspekt sollte durch die Stationsleitung hierbei jedoch nicht zu sehr
betont werden. Eine Verunsicherung der Mitarbeiter, die Angst, sich
möglicherweise durch fehlerhafte Pflege oder kommunikationstechnische Probleme
zu blamieren, könnte die Folge sein und eine ablehnende Haltung hervorrufen.
Nach
dem Rollenverständnis nach Bieg (Zitat) wirken sich strenge hierarchische
Strukturen hemmend auf eine vertrauensvolle Kommunikation unter den Mitarbeitern
aus. Die Pflegenden fühlen sich dann häufig in einer Art Prüfungssituation.
Nach der Meinung von Bieg ist ein „partnerschaftliches" Verhältnis
zwischen Leitung und Pflegekräften die Grundvoraussetzung zur Umsetzung der
Pflegevisite. Die Rolle der Leitung und ihre Bedeutung im Rahmen der Übergabe
am Patientenbett sollte daher eher zurückhaltend wahrgenommen werden. Eine
Teilnahme der Stationsleitung an der Pflegevisite ist, ebenso wie bei allen
Pflegekräften, vom Tagesgeschehen abhängig.
Die
Einführung der Übergabe am Patientenbett ist Aufgabe der Stationsleitung In der
Einführungsphase ist daher eine ständige Teilnahme der Stationsleitung an der
Pflegevisite geplant. Später obliegt ihr weiterhin die Lösung auftretender
Probleme.
Pflegedienstleitung
Das
Konzept zur Einführung der Pflegevisite haben wir mit der Pflegedienstleitung
abgestimmt und von dieser genehmigen lassen. Hiermit haben wir abgesichert,
dass unsere Vorgehensweise mit den Wünschen der Pflegedienstleitung
übereinstimmt.
Für die
Pflegedienstleitung ist die Übergabe am Patientenbett, ebenso wie für die
Stationsleitung, als eines der möglichen Kontrollinstrumente der Pflegequalität
anzusehen. Insofern wird auf die vorangegangenen Ausführungen bezüglich der
Stationsleitung verwiesen.
Durch eine
Teilnahme der Pflegedienstleitung an der Pflegevisite in der Funktion des
Vorgesetzten werden Pflegeintensität und Belastungen auf der betreffenden
Station sichtbar, ebenso personelle und materielle Notstände. Die Fachkompetenz
der Pflegepersonen (ggf. Über- oder Unterforderung) wird deutlich und damit ein
gezieltes Einschreiten möglich. Der Bezug und der Kontakt der
Pflegedienstleitung zur Praxis und zum Pflegeteam wird gestärkt.
Eine
Teilnahme der Pflegedienstleitung an allen Pflegevisiten ist nicht realisierbar
und auch nicht erforderlich, eine Begleitung jedoch aus vor genannten Gründen
von Zeit zu Zeit sinnvoll.
Mitpatienten
Da die
Patienten im Krankenhaus häufig mit ein oder zwei weiteren Kranken auf einem
Zimmer untergebracht sind, sind diese Mitpatienten unweigerlich weitere
Beteiligte der Pflegevisite.
Diese
Anwesenheit der anderen Patienten während der Pflegevisite ist vom
Pflegepersonal zu bedenken, da nicht alles, was während der Übergabe mit oder
über den Patienten gesprochen wird auch für die Ohren der Mitpatienten bestimmt
ist.
Das
Pflegepersonal muss ein Feingefühl dafür entwickeln, welche Informationen in
Gegenwart der Bettnachbarn über den Kranken weitergegeben werden können, und
welche besser vor dem Zimmer weitergegeben werden sollten.
Es
bestehen jedoch unsererseits wenig Bedenken, das die Patienten die Pflegevisite
aufgrund der Anwesenheit der Mitpatienten nicht tolerieren, denn bei der
Durchführung der Arztvisite ist diese Beteiligung ebenfalls gegeben. Höchst
selten haben sich die Patienten über diese Tatsache beschwert. Wird die
Anwesenheit der Bettnachbarn während der ärztlichen Visite toleriert, so wird
dies auch bei der Pflegevisite der Fall sein. Vorausgesetzt natürlich, die
nötige Diskretion während der Übergabe am Patientenbett wird von den
Pflegekräften eingehalten. Auch sollten die Patienten über Sinn und Zweck der
Pflegevisite aufgeklärt sein und ihr Einverständnis zur Durchführung dieser
abgegeben haben. Hierzu haben wir einen Aufklärungsblatt sowie eine
schriftliche Einverständniserklärung zur Ausgabe an den Patienten erstellt.
Ärzte
Die
Ärzte gehören offiziell nicht zu den Teilnehmern der Pflegevisite, können
jedoch bei auftretenden Fragen bzw. bei einer erforderlichen Ansicht des
Patienten hinzu gerufen werden; dies wird jedoch in der Regel die Ausnahme
sein. Aus der Pflegevisite heraus auftretende Fragen der Pflegekräfte an das
ärztliche Team können im Anschluss daran im Stationszimmer geklärt werden.